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Depressive Gesellschaft

Veröffentlicht am von Shade

Was passiert in unserer Gesellschaft II:

Die depressive Gesellschaft

 

 

In meinem Text über den Initialkonflikt habe ich erwähnt, dass es auch einen Grund dafür gibt, warum die wenigsten Menschen zum Schluss kommen, aus ihrem Konflikt und ihrem Gespaltetsein auszusteigen. Auch dies lässt sich über Rahmenerklärungen sehr gut erläutern und dazu möchte zu Fritz Riemanns Grundformen der Angst greifen.

 

Fritz Riemann hat in seinem Buch "Grundformen" der Angst 4 Charaktertypen erklärt, die ich hier wiederum kurz aufgreifen werde, um den Rahmen für die Erklärung zu schaffen. Man findet im Internet einiges an Texten und oft wird ein 5ter Charaktertyp hinzugefügt (den Narzissen), dennoch bin ich zum Schluss gekommen, dass Narzissmus nichts mit Charaktertypen zu tun hat. Deswegen hier also die Erklärung der 4 Typen.

 

Fritz Riemann erklärt die 4 "Energien" (um es mal anders zu nennen) mit den Energien, die unsere Erde in Bewegung halten. Diese dreht um sich selbst sowie um die Sonne, und unterliegt der Schwerkraft wie der Fliehkraft. Die Parallelen oder Bildnisse davon lassen sich sehr gut auf den Menschen übertragen.

Jede Energie davon ist neutral an sich und kann durch Prägung, Traumata usw ein ungesundes oder krankes Ausmass erhalten (ein Zuviel oder Zuwenig). Anhand der Angaben dazu kann man lernen, eine gesunde Mischung aufrecht zu erhalten, den welcher jeder Aspekt seinen Spielraum bekommt, der ihm im Leben zusteht um uns zu ermöglichen und weiter zu entwickeln.

 

Eigendrehung:

Riemann nennt diesen Persönlichkeitstyp "schizoider Typ". Allgemein wird auch vom "Distanzierten" gesprochen.

Hier spielt die Selbstverantwortung eine grosse Rolle, die Unabhängigkeit.

Dies kann im ungesundem Mass zu einer Abkapslung oder Abwehrung führen.

 

Drehung um die Sonne

Hier spricht Riemann von einer "depressiven Persönlichkeit". Auch wird von dem "Fürsorglichen" gesprochen.

Dieser Typus kann einfühlsam und hilfbereit sein, kann sich gut auf andere einlassen.

Im ungesunden Mass allerdings schaut diese Person zu sehr auf andere, macht seine Werte an diesen fest und entwickelt eine Art Co-Abhängigkeit

 

Schwerkraft

Riemann erwähnt diese Menschen als "zwanghafte Persönlichkeit". Sie werden auch "die Beherrschten" genannt.

Diese Menschen achten auf Dauerhaftigkeit und Beständigkeit und können diese Sicherheit auch anderen (wie ein Fels in der Brandung) geben.

In ungesunder Weise entwickelt sich hier Kontrollzwang und Starrheit (Sturheit?)

 

Fliehkraft

Riemann spricht vom "hysterischen Typus". Allgemein werden diese Menschen auch als "lebhaft" beschrieben.

Hier handelt es sich um einen Typus, der sich durch seine Neugier und Sponanteität auszeichnet und der lebhaft und flexibel sein kann.

In ungesundem Masse verliert er seine Strukturiertheit und Sicherheit im Leben, führt kaum einen Plan bis zu Ende und sucht immer wieder nach Neuem, flieht sozusagen vor dem Altem und somit vor sich selbst.

 

Ich wiederhole, dass es sich bei meiner Ausführung um einen Grundrahmen handelt, Wer sich weiter damit befassen möchte, dem rate ich Fritz Riemanns Buch "Grundformen der Angst" an, sowie die Seite www.homeopathiewolf.de auf welcher man die Charaktereigenschaften mit weiteren Details und Punkten sehr gut erklärt finden kann.

 

 

Diese vier Typen entwickeln sich durch unsere Entwicklung in unserer Kindheit. Grösstenteils sind wir sozusagen eine Mischung der vier Energien, doch Traumata oder Prägungen können dazu führen, dass der eine oder andere Typus vorherrschender ist. Dabei überlappen sich die Typeneigenschaften mit den Ich-Anteilen von Eric Berne's Transaktionsanalyse.

 

So entwickelt sich der eigenständige (distanzierte, schizoide Typus) zu Beginn unserer Kindheit, da wir zuerst uns selbst kennenlernen, und somit erst einmal in aller Sicherheit um uns selbst drehen dürfen.

Die weitere Etappe bringt den Austausch mit anderen Menschen mit, an denen wir uns orientieren, so dass wir Respekt und Fürsorge dem anderen entwickeln können.

Weitere Erfahrungen, wie unter anderem die im "Intialkonflikt" beschriebenen primären, sekundären und tertiären Konsequenzen entwickeln dann den Hang zur Sicherheit sowie die weitere Neugier, seine eigenen Erfahrungen zu machen.

 

Allerdings möchte ich hier den Blick auf unsere Gesellschaft und den Umgang mit den Kindern werfen. Da heutzutage die Eltern oftmals beide arbeiten (ich möchte hier auch keine Diskussion darüber entfachen ob sie es müssen oder wollen), kommen die Kleinkinder oftmals in einen Kinderhort. Sie werden der 'sicheren' Struktur der Eltern entnommen und müssen sich auf weitere Menschen im Äusseren konzentrieren, sich deren Werte anpassen, um Sicherheit zu erleben. Diese Kinder werden keine Zeit mehr haben, sich auch mit sich selbst zu befassen und eine gesunde Eigendrehung entwickeln.

 

Auch später in den Schulen wird mehr und mehr darauf angesetzt, für die verschiedenen Fächer jeweils verschiedene Lehrer zu haben, von den Nachhilfestunden oder den Leuten, zu denen die Kinder nach der Schule gebracht werden, mal ganz abgesehen.

 

Das Muster, das sich durch den Initialkonflikt entwickelt hat, wird in unserer Gesellschaft weiter genährt. Das Kind muss nach aussen schauen, um seine Sicherheit zu gewähren, und somit ist das anpassungsfähige Kind-Ich auf der Ebene des depressiven sowie dem zwanghaften Typus gefordert. Platz für Eigenständigkeit, Eigenverantwortung sowie Neugier, Wissensdurst nach neuen oder anderen Denkweisen bleibt da nicht.

 

Dadurch entsteht ein solcher Druck (Pression), dass der gesunde Rhythmus gestört ist, der durchaus kleine Depressionen natürlich mit einbringt, also die Möglichkeit, einfach mal Druck abzulassen. Wer also diesen Druck auf die Spitze treibt, fällt tief, und somit sind Depressionen krankhafter Art vorprogrammiert.

 

Da in unseren Werten dahingehend auf jeder Ebene "Egoismus" immer noch als schlecht bewertet und somit komplett falsch verstanden wird, wird sich kaum jemand trauen, von diesem Karussell abzusteigen.

 

Sich um andere sorgen und kümmern, bis hin zum Einmischen wird nicht nur als "richtig" und "gut" empfunden, sondern unterbewusst entwickelt sich der Glaubenssatz, dass "wenn ich mich um andere kümmer, sich logischerweise andere um mich kümmere".

Wir bleiben also nicht mehr im Bild der Erde, in welcher das Gegengewicht zur Drehung um andere die Eigendrehung ist, sondern erliegen dem Fehlgedanken, dass das Gegengewicht zur Drehung um die Sonne unbedingt sein muss, dass wir zur Sonne werden und andere um uns drehen müssen.

 

Da andere Leute diesen unseren Forderungen aber nicht gerecht werden (und auch hier geht es nicht um die Diskussion ob sie es nicht können oder wollen), läuft der Druck, den wir auf andere ausüben wollen ins Leere, wir bekommen nicht zurück, was wir erwarten und uns wünschen, wir sind enttäuscht und da wir den Blick weiterhin nach aussen werfen, weil wir es ja nicht anders gelernt haben, verpassen wir folgendes:

Wir sind NICHT vom Leben und den Menschen enttäuscht, haben uns in unserem Bild über Leben und Menschen getäutscht und haben nun die Möglichkeit, aus dieser Täuschung auszutreten.

 

Unser Blick bleibt weiterhin nach aussen gerichtet, wir projizieren, weil wir über unsere Kindheit hinweg geprägt worden sind, eben nach aussen zu schauen um von dort aus unsere Sicherheit gewährt zu bekommen.

 

Die Konsequenz ist eine depressive Gesellschaft, wo jeder auf den anderen blickt, nicht WEIL er einen gesunden Austausch wünscht, sondern UM seine Sicherheit und seine Wünsche erfüllt ZU sehen.

 

Da wir auf der anderen Seite aber von jedem zweiten zu hören bekommen, dass wir für unser Glück kämpfen müssen, uns selbst dafür einsetzen müssen, entwickeln wir ein komplett konträres Bild zu unserer Prägung und so wird der Mensch in seiner Beherrschtheit, in seinem Zwang sitzenbleiben, da er nicht gelernt hat, dass Eigendrehung auch die Energie mit sich bringt, sich innerlich sicher (Selbstsicherheit) neugierig Neuem zu stellen und Neues auszuprobieren.

 

 

Dass hier auch monotheistische Religionen, der Glaube an einen Gott und sogenannte "christliche" Werte eine sehr grosse Rolle spielen, werde ich in einem weiteren Text erklären.

 

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