Ernst genommen werden, Respekt und begrenztes Denken

Nach meinen letzten Erfahrungen mit Esoterikern, Kartenleger und spirituell Aufgestiegenen haben sich bei mir einige Gedanken entwickelt, die ich hier auch als Thema aufbringen möchte.

Dabei will ich klarstellen, dass ich nun nicht jeden dieser Gruppierungen in eine Schublade stecke, sondern darauf aufmerksam machen will, dass jene, die dort auch ernst genommen werden möchten und ehrlich "ihr Ding" durchziehen, unter dem Benehmen und Auftreten jener, die sich diese Titel aufsetzen zu leiden haben.

Um es erst einmal auf den Punkt zu bringen, beginne ich somit mit der grossen Frage, die sich scheinbar einige Leute erst gar nicht stellen: Wie können 'wir' ernst genommen werden, wenn 'wir' uns so benehmen?

Ich lese regelmässig in den verschiedensten Gruppen, wie sich Esoteriker aller Art darüber beschweren, wie die "anderen" sie behandeln, sie ob ihres Glaubens belächeln. Diese Menschen möchten ernst genommen werden, verschiedene unter ihnen gar als 'besser' betrachtet werden. Einige sprechen glattwegs davon, wie sie die "anderen' erziehen könnten, sie zu respektieren. Auch wenn ich mir bewusst bin, dass eben auch diese "anderen" halt Menschen sind und ... wie mein Grossvater so treffend sagte... eben 'menscheln', vergesse ich eben nicht, dass auch ein Esoteriker oder Spiritueller an erster Stelle Mensch ist und sich grundlegend wie jeder Mensch benimmt.

Dabei möchte ich ein Beispiel aufgreifen um zu klären, was ich selbst erfahren habe und inwiefern ich an Grenzen stosse bzw. solche aufsetze, weil für mich klar wird, dass ich - würde ich mich so benehmen - logischerweise nicht darauf warten könnte, ernst genommen zu werden.

Ich selbst lege Karten. Mir war von Anfang an klar, dass ich dies tun möchte, um Anfragenden zu ermöglichen, ihre Baustellen und Fähigkeiten zu erkennen um an sich zu arbeiten und sich selbst eine Zukunft zu ermöglichen, die sie selbst erschaffen können.

Die Anfragen vieler Leute erklärt für mich auch das Angebot, die Zukunft zu legen oder - wie einige Kartenleger es erwähnen - die jetzige Situation. Ich selbst biete dies jedoch nicht an, doch verstehe vollkommen diesen "geschäftlichen" Werdegang.

Nun hatte ich eine Legung in einer Gruppe gewonnen und da ich einfach offen und neugierig war, wollte ich mich darauf einlassen. Zu verlieren hatte ich ja nichts ;)

Der Gutschein bot eine "Jahreslegung" für das nächste Jahr an, demnach also definitiv eine Zukunftslegung. Ich weiss nun nicht inwiefern diese Frau auch darauf pocht, dass man die jetzige Situation legt und die Karten nur Ansätze der Zukunft zeigen können, doch da das Jahr noch nicht begonnen hat, wird zumindest implizit eine Zukunftslegung angeboten.

Desweiteren wird bei dem Gutschein nicht über die Legung gesprochen sondern es handelt sich bei dem Text um eine Reklame der Dame selbst, die sich selbst in all ihrem Glanz anbietet. Sie erklärt, sie sei eine professionnelle Kartenlegerin, spirituelle Heilerin und Liebeskummer Expertin. Spätestens bei dieser letzten Ansage konnte ich mir dann ein Schmunzeln nicht verkneifen, weil eine solche Ansage doch die Frage aufwirft, ob man sich an sie wenden sollte, um gekonnter Liebeskummer zu erleben, denn sie erwähnt ja nicht, dass sie Expertin in Sache Liebe sei.

Ihre Visitenkarte setzt noch eins drauf: Diplomierte Humanenergetikerin.

Ich möchte diesen Titel einfach mal so stehen lassen und die Frage aufwerfen, inwiefern jemand, der ausserhalb dieser Gefilde unterwegs ist, etwas damit anfangen kann oder überhaupt möchte. Und in mir kommt der Zweifel auf, das solche Menschen überhaupt Interesse haben, irgend jemand über ihre selbst aufgebauten Grenzen und Mauern an sich heranzulassen bzw ausserhalb diesem Gefilde 'helfen' zu wollen.

Ich habe auf meinem Gebiet Menschen kennengelernt, die nichts mit Esoterik am Hut haben, und die sich genau aus dem Grund auf zB eine Tarotlegung einliessen, weil ich mich nicht mit Titeln und Diplom-Blabla über diese Leute gestellt habe, sondern professionnell - und ich meine WIRKLICH professionnell - dem anderen entgegentrete und ihn als Mensch betrachte, der gerade Hilfe ersucht.

Und genau dies wurde umso klarer, dass manche "diplomierte Humanenergetikerin", die mit Engeln und Farben und Reiki und Klang arbeitet, es wohl nicht so mit einem "von Mensch zu Mensch" Benehmen hat.

So wurde ich von ihr mit den Worten "Hallo mein Engel" angeschrieben.

Bitte versteht mich recht! Dass einige esoterisch Angehauchte es wahrschein schön und hübsch und romantisch empfinden als Engel angesprochen zu werden, finde ich eine solche Ansage zwischen zwei Menschen, die sich nicht kennen auf professionneller Ebene völlig fehl am Platz!

Ich möchte als Mensch betrachtet werden und erst einmal als Mensch wahr- und ernstgenommen werden. Wer mich "Engel" nennt bringt eine Prämisse mit, dass ich mich auf ihr "Spiel" einlassen muss, zwingt mich in eine Lage, in welche ich aus freiem Willen heraus nicht hineinwill. Professionalität auf beratender Ebene bedeutet, dem Kunden entgegenzukommen. DAS war hier nicht der Fall.

Um die Legung zu ermöglichen fragte sie nach Namen und Geburtsdatum, was für mich völlig ok ist. Auch dass sie fragte, ob ich eine Arbeit hätte, fand ich jetzt erst einmal normal. Was bei mir jedoch wieder nur einen Stossseufzer erzeugt, war die Frage um die Liebe: Hast du einen Partner oder bist du auf der Suche?

Ganz klar also gibt es zwei Schubladen: Entweder hat man oder sucht man.

Andere Optionen gibt es nicht!

Es geht hier nicht darum von einer Beraterin auch nur ansatzweise verstanden zu werden. Es geht darum, in ihre kleinen Schublädchen und Kategorien zu passen.

Wenn ich mir aus meiner Sicht als Kartenlegerin vorstelle, einem Kunden diese schwarz-weisse Einteilungen hinsetzen zu wollen, stösst mir gerade meine eigene professionnelle Ethik auf. Ich habe gelernt, dass es darum geht als Beraterin flexibel sein zu können um sich in einem gewissen Mass dem Kunden anzupassen um ihn von dort hin weiterleiten zu können. Ich möchte mich als Kundin erklären können ohne meine Antwort dem engstirningen Weltbild einer sogenannten diplomierten Beraterin anpassen zu müssen und ich selbst würde mir nie anmassen, dies von einem Kunden zu verlangen.

Über die weitere Vorgehensweise der Person will ich gar nicht eingehen. Auf die Legung warte ich noch, falls diese überhaupt kommt. Da ich jedoch nicht ins Schema passe und ihre Antwort sehr knapp war und nicht einmal ihr bisheriges Benehmen erklärt, kann ich hier offenlassen: Mich wundert es nicht, dass auf normaler Ebene solche Menschen nicht belächelt werden, weil die 'anderen' nicht so weit entwickelt sind und sich esoterischen Erkenntnissen sperren, sondern die Sperrung ist deutlich dort zu spüren, wo eigentlich für Offenheit plädiert wird.

Dass dies nicht nur "professionnelle Kartenleger" betrifft will ich auf einem ganz anderen Gebiet erklären:

Ich bin es gewohnt, dass etliche Esoteriker Psychologie mit Füssen treten und die dortigen Erkenntnisse nach ihrem Geschmack und Weltbild verbiegen. Doch bedenklicher empfinde ich jene, die davon sprechen, dass sie Gaben und Fähigkeiten besitzen.

Wie ich schon im Thema [url=http://magieheute.forumprofi.de/themen-f3/faehigkeiten-oder-psychische-stoerungen--t353.html]"Fähigkeiten oder psychische Störungen"[/url] angesetzt habe, bin ich der Meinung, dass es das eine wie das andere gibt.

Doch wie sollen die Nuancen und Unterschiede erkannt werden, wenn jeder Ansatz aus wissenschaftlichen Gefilden, sich Menschen mit Fähigkeiten näher anzuschauen, gleich abgewürgt werden mit paranoiden Verschwörungstheorien, dass alle Wissenschaftler doch nur nach Methoden suchen, hochentwickelte Menschen mit Fähigkeiten als krank zu verurteilen und wegsperren zu können. Wie soll etwas erkannt oder bewiesen werden, wenn wir nicht beginnen, uns anzunähern und gemeinsam an Erkenntnissen arbeiten. Wie sollen wir Verständnis für die Nuancen ermöglichen, solange gerade jene, auf Verständnis pochen die gesamte Wissenschaft in eine Schublade schmeisst und vorverurteilt, dass kein Wissenschaftler daran interessiert ist, die Wahrheit herauszufinden?

Inssofern möchte ich an dieser Stelle einfach mal darauf hinweisen, dass das wirklich begrenzte Denken vielleicht nicht dort liegt, wo so viele Esoteriker hindeuten, sondern dass es vielleicht an der Zeit ist, sich seiner eigenen beschränkten Sicht bewusst zu wurden.

In diesem Sinne, von Mensch zu Mensch, ob Esoteriker, professionnelle diplomierte Humanenergetikerin oder Wissenschaftler, bitte ich um Verstehen, Verständnis und wahren Respekt auf Augenhöhe.