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Von Gänseblümchen und Tomaten

Veröffentlicht am von Shade

Und was Kinder mit Gärten zu tun haben?

 

Seit kurzer Zeit bin ich unter die Gärtner gegangen. Dafür habe ich  mich auch in verschiedenen Gruppen eingeschrieben, um mich zu erkundigen, Ideen zu finden und mich auszutauschen.

 

Und wie immer, passt der alte Spruch meines Grossvaters: Wo Menschen sind, da menschelt es.

 

Wer also zu den zartbesaiteten Menschen gehört, die es empört, die Wahrheit zu lesen und die lieber Mitleid pflegen anstatt die Natur, den bitte ich nun, die Seite zu schliessen.

 

Man findet etliche „Auswüchse“: Da sind jene, die sich empören dass ein Gänseblümchen den englischen Rasen verhunzt. Es gibt solche die für jedes Kraut (nicht UN-Kraut) einen Platz finden. Auch solche, die sich über jedes Ungeziefer ärgern, das ihren Salat frisst anstatt froh zu sein, dass es noch ein bisschen Natur gibt, tauchen regelmässig auf.

 

Und sogar ein einstiger Hexenjäger der Inquisition, der meinte „Verbrennen muss man sie, sonst kommen sie wieder!!“ hat den Weg in den Garten gefunden.

 

Und hin und wieder wagt sich auch ein Philosoph in die Gruppe, der dann einen Spruch mit uns teilt.

 

Nun stören mich diese Sprüche nicht, sie sind oftmals lieb gemeint und einige finde ich auch richtig gut. Auch folgender Spruch fand ich nicht von schlechten Eltern (und ja, the pun is intended):

 

„Ich bin zutiefst überzeugt, dass es unendlich wichtig ist, vor allem Kindern beizubringen, allem Leben gegenüber respektvoll zu sein.“

Jane Goodall

 

Eigentlich wäre der Spruch passend gewesen und hätte einfach so gelesen werden können.

 

Uneigentlich allerdings nahm jemand dies zum Anlass, für die armen Kinderlein zu plädieren, die doch nicht lernen können respektvoll mit allem Leben umzugehen, weil sie doch tagtäglich gequält werden.

 

Vielleicht muss ich etwas detaillierter erklären: Es handelt sich hier um Gruppen aus unseren mitteleuropäischen Wohlstandsfamilien, für die unter „Quälen“ demnach fällt, dass das arme Töchterlein nicht mehr zum Tanzunterricht und zum Reiten kann. Wir sprechen also nicht von Menschen, die sich täglich fragen, wie sie Essen auf den Tisch bekommen oder Familien aus Kriegsgebieten, deren Kinder öfter durch Bombenalarm wachwerden als durch einen Wecker, der sie dazu einlädt, an einem teuren Computer an der Schule teilzunehmen.

 

Also noch einmal:

 

Die Kinder jener Gärtner, die ohne mit der Wimper zu zucken immer noch Gift versprühen, um was immer loszuwerden, was sie als Un-Kraut und Un-Geziefer definieren (etliches an Pflanzen sind nahrhaft und auch für ihre Heilkräfte bekannt!) lernen den Mangel an Respekt der Natur gegenüber NICHT durch eine Schule oder durch die Covid-Situation. Es wird ihnen von Anfang an von den eigenen Eltern vorgelebt!

 

Falls jemand es vergessen hat: Eltern werden bedeutet nicht nur, Sprösslinge in die Welt zu setzen, sondern sich auch darum zu kümmern und sie zu erziehen!

 

Es liegt erst einmal in den Händen der Eltern, ob sie dem Kind zeigen, dass jede Pflanze zur Natur gehört, oder ob nur das ein Recht hat zu leben – und natürlich ausgenutzt zu werden – was dem Menschen in den Kram passt.

 

Es liegt in den Händen der Eltern, ob das Kind lernt, dass ein Engerling einen Maikäfer ergibt oder ob er ihn zertreten darf, weil das hässliche Vieh die Wurzeln frisst und die Tomaten kaputtmacht.

 

Und wie immer, versteht mich recht.

Es geht mir nicht darum, das was gerade in der Gesellschaft abgeht, zu verharmlosen und zu entschuldigen. Allerdings beginnt die Gesellschaft und der Umgang – sei es mit Pflanzen, Tieren oder Menschen – zuhause!

 

Und während nun, da die Kinderlein nicht mehr draussen spielen dürfen, im Garten ein Pool aufgebaut wird, um das kostbarste Gut, das dieser Planet nebst Sauerstoff zu bieten hat,  zu verprassen bekommen in meiner Gegend dann die Leute verboten, ihren Garten zu bewässern um das am Überleben zu halten, das auf Dauer auch mit unserem Überleben in Verbindung steht!

 

Doch nein, da wird in Hinblick auf die armen traumatisierten Kinderchen gejammert und um Mitleid geheischt… während eben diese Kinder situationsbedingt noch abhängiger davon sind, was nun die Eltern ihnen beibringen, die nun „genötigt“ werden, das zu tun, was sie als Eltern sowieso tun müssten.

 

Während der Covid-Zeit konnte ich von meinem Garten die Gärten der Strasse beobachten, in welchem unter anderem ein älteres Ehepaar ihre Enkelin durch den kleinen Garten führte und ihr die Pflanzen zeigte. Auch wenn ich nicht verstehen konnte, was besprochen wurde, doch alles lief friedlich ab, keine Pflanze wurde herausgerissen. Wenn auch die Eltern die Zeit nicht dafür hatten, haben sie dafür gesorgt, dass das Kind liebevoll umsorgt wird. Es wird nicht in einen Luxussport abgeschoben, um dann auf ein traumatisiertes Kind hinzuweisen, nur weil ihm etwas fehlt, was es an erster Stelle nicht wirklich braucht, nur weil die Zeit etwas härter wird… und mit etwas härter will ich darauf hinweisen, dass diejenigen, die da jammern, nur selten den Gürtel enger schnallen mussten oder kein Dach mehr über dem Kopf hatten!

 

Wieviel also könnten Eltern und Kinder gemeinsam lernen, die heimische Fauna und Flora kennenzulernen anstatt sie aus dem Garten zu verbannen, weil es doch toller ist Paprika und Bambus zu pflanzen und sich darüber aufzuregen, dass das Zitronenbäumchen das Extremwetter (wir nennen es Winter) nicht überlebt hat.

 

Wie viele Pflanzen dürften mit diesem gewünschten Respekt in unseren Gärten wachsen und vielleicht irgendwelchen Raupen und Maden Nahrung bieten, so dass diese sich entwickeln können und uns die Vielfalt von Käfern und Schmetterlingen zurückbringen?

 

Und vielleicht, wenn auch nur vielleicht, wächst dann in diesen Gärten und diesen Familien auch wieder jener Respekt, den wir so gerne von anderen fordern und für deren Mangel etliche Eltern die gesamte Umwelt verantwortlich machen anstatt dort nach dem Grund zu suchen, wo er wirklich entstammt: Bei sich selbst!

 

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