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Stärken und Schwächen... oder einfach SELBST-BEWUSSTSEIN

Veröffentlicht am von Shade

Ich hege zur Zeit eine Theorie, dass es bei unseren inneren Konflikten selten um die beiden Extreme geht, sondern um ein übergeordnetes Thema, das es zu bearbeiten gilt. Wenn ich mir das Ganze dann bildlich vorstellen, ist es ein wenig wie ein gleichschenkeliges Dreieck: Die untere Ebene zeigt die beiden Extreme und ihre Skala dar, die obere Spitze das übergeordnete Thema, das es zu beachten gilt.

 

Zwei Extreme, die mir geradezu in diese Theorie hineinspielen sind: Stärken und Schwächen.

 

Nun gibt es im Internet Texte darüber, dass die grösste Stärke jene ist, seine Schwächen zu zeigen. Mich erstaunen solche Überlegungen immer wieder, weil sie doch alleine schon in der Wortwahl zeigen, inwiefern man in den beiden Extremen bleibt. Mir ist auch dazu eine Metapher eingefallen: Ein Chamäleon kann ja die Augen in alle Richtungen drehen. Dennoch fängt er keine Fliege, wenn er mit dem einen Auge weit nach rechts und mit dem anderen weit nach links schaut. Erst wenn er die Fliege mit beiden Augen erfasst, kann er sie auch fangen.

 

So ähnlich sehe ich auch das hier angesetzte Problem über Stärken und Schwächen. Solange ich mit dem einen Auge auf das schaue, was ich (oder andere) als Schwächen definiere und mit dem anderen Auge auf das schiele, das ich als Stärken wahr- und annehme, kann ich unmöglich ein inneres Gleichgewicht finden, das mir einen festen Standpunkt gibt, mit dem ich mit beiden Füssen fest auf der Erde stehe. Mal konzentriere ich mich auf das eine, mal auf das andere, und so werde ich immer hin und herspringen und keine (innere) Ruhe finden.

 

Die Reaktionen zu den oben genannten Texten zeigen auch schon, dass es nicht funktionieren kann.

Der eine meint, er müsse sich bei anderen nicht rechtfertigen, der andere versucht nun unbedingt seine Schwächen hervorzukramen, sie jedem unter die Nase zu halten, damit er sich im stillen Kämmerlein doch auf die Schulter klopfen kann, wie stark er doch gewesen sei... egal wie jämmerlich er sich im Augenblick der 'Offenbarung' gefühlt hat.

 

Persönlich möchte ich die Frage in den Raum stellen, was die beiden Extremen denn als gemeinsames Thema innehaben.

Kennen wir uns selbst?

Kennen wir unsere Schwächen und Stärken, bzw ist das, was wir als Schwäche annehmen, auch wirklich eine Schwäche oder wohnt ihr eine Stärke inne? Wieviel hat das, was wir so bewerten wirklich mit Selbst-Erfahrung zu tun, und wieviel hat mit Prägung und anerzogenen Werten und Glaubenssätzen zu tun?

 

Wenn wir nun (über richtige Schattenarbeit oder Coachings) lernen, uns neu zu erleben und wahrzunehmen, lernen wir ebenfalls, wesentlich urteilsfreier mit uns umzugehen. Dabei mag es sein, dass es Dinge gibt, die wir nicht (oder nicht gut) können, allerdings erkennen wir dabei, dass es wichtig ist, sich deswegen weder zu verurteilen noch zu bestrafen.

 

Was nun den Aspekt betrifft, dass wir unsere sogenannten Schwächen zeigen, kann ich nur mit einem Schulterzucken antworten. Denn es gibt nur eine einzige Person, mit der wir dies ausmachen sollten: MIT UNS SELBST.

 

Meine Mutter erklärte immer, dass nur, weil sie ihre Unzulänglichkeiten mit sich selbst klärte, dies nicht bedeutet, dass man sich im "geistigen Négligé" der Welt zeigen müsste. Ich kann diese Worte nur unterschreiben.

Denn sollte man nicht hinterfragen, warum man glaubt, der Menschheit scheinbare Schwächen zeigen zu müssen?

 

Wer das Thema SELBST-BEWUSSTSEIN allerdings für sich selbst klärt, ist sich selbst bewusst, wo seine Stärken und seine Nicht-Stärken liegen. Er weiss was er kann und was er nicht kann, und hat so die Möglichkeit, sich für die Dinge, die er nicht kann, Hilfe und Unterstützung zu holen, so dass er mehr Zeit und Energie hat, das weiter zu entwickeln, worin er wirklich gut ist.

 

Der Vorteil ist, dass dies im Inneren stattfindet, und so weder Schwächen mit gesenktem Haupt auf einem silbernen Tablett an Leute offeriert werden müssen, bei denen man Angst hat (was nicht bedeutet, dass dem auch so ist), dass sie es ausnutzen. Und so verspürt man auch keinen Sinn darin, es mit vermeintlichen Stärken kompensieren zu wollen, die man dann für einen Machtkampf einsetzt um zeigen zu wollen, dass man besser ist als andere (Eric Berne's Spiele der Erwachsenen lassen grüssen).

 

Nur ist man dann ganz einfach sich selbst bewusst, nicht nur was man kann und was nicht, sondern WER man ist, mit allen Facetten. Und ebenso ist man sich bewusst, dass die äusseren Lobe und Kritiken nur das Weltbild der anderen widerspiegelt... auf dessen Spiel man nicht eingehen muss.

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